Staudenpflege
Stauden sind ausdauernd, bieten mit ihrer kaum überschaubaren Vielfalt fast unerschöpfliche Kombinationsmöglichkeiten und sind deshalb als Gestaltungselement im Garten unverzichtbar. Entsprechend ihrer Herkunft haben sie unterschiedliche Boden- und Klimaansprüche und werden daher auch Lebensbereichen, wie Beet, Gehölzrand oder Freifläche zugeordnet. Zunächst müssen deswegen die Verhältnisse im Garten überprüft und geeignete Stauden ausgewählt werden. Bei der Pflanzung ist auf eine gute Qualität der Ware, richtige Bodenvorbereitung sowie ausreichende Pflanzabstände zu achten. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, reduziert sich der weitere Arbeitsaufwand zwar deutlich. Um Gesundheit, Blütenfülle und -dauer, Standfestigkeit, Konkurrenzfähigkeit und Lebensdauer zu fördern, sind jedoch einige wichtige Pflegemaßnahmen notwendig.
Bodenpflege, Mulchen
Speziell die Beetstauden stellen hohe Ansprüche an den Boden. Er sollte lehmig-humos sein, einen ausgeglichenen Wasser-Luft-Haushalt haben und eine gute Nährstoffkapazität besitzen. Dies wird erreicht durch eine regelmäßige Zufuhr organischer Substanz. Darüber hinaus ist die Bodenoberfläche regelmäßig zu lockern, um Verkrustung und Verschlämmung zu beheben. Die Bodenlockerung hat flach zu erfolgen, damit Wurzeln nicht beschädigt werden. Besondere Vorsicht ist in Pflanzungen geboten, die mit Zwiebel- und Knollenpflanzen durchsetzt sind.
Das Mulchen mit organischem Material bewirkt gleichzeitig eine Förderung der Bodenstruktur, Verringerung der Wasserverdunstung sowie Unterdrückung des Unkrautwachstums. Sehr gut geeignet ist Rindenmulch, der in einer Schichtstärke von 3-5 cm aufgebracht wird. Da bei seiner Zersetzung dem Boden Stickstoff entzogen wird, muss vor dem Ausbringen eine entsprechende Düngung erfolgen. Als Mulchmaterial bietet sich ebenso Laub an. Für Stauden der Lebensbereiche Gehölz und Gehölzrand spielt die natürliche Mulchdecke durch den alljährlichen Laubfall eine ganz wesentliche Rolle. Das Laub muss liegen bleiben, wodurch es für einen Winterschutz sorgt und im Laufe der Zeit zur Bildung eines dem natürlichen Standort entsprechenden Mullbodens führt.
Nährstoffversorgung
Die Düngung richtet sich zum einen nach dem Nährstoffgehalt des Bodens, zum anderen nach der Nährstoffbedürftigkeit der Stauden. Auch bei Staudenbeeten empfiehlt sich daher eine regelmäßige Bodenprobe. Wildstauden und Wildstaudenartige benötigen nur selten eine zusätzliche Düngung ebenso wie Wald-, Waldrandstauden und andere schwach wüchsige Stauden (z. B. Elfenblume, Waldsteinie, Storchschnabel). Stark zehrende Prachtstauden sind z. B. Eisenhut, Herbstchrysantheme, Pfingstrose, Mädchenauge, Sonnenhut, Flammenblume, Skabiose und Rittersporn. Aster, Glockenblume, Feinstrahlaster, Sonnenbraut, Indianernessel, Gelenkblume und Ehrenpreis haben einen mittleren Nährstoffbedarf. Salbei und Lupine begnügen sich mit wenig Nährstoffen.
Kompost sollte, wenn möglich, die Basis der Düngung bilden. Je nach Staudenart genügen 1-2 l/m² zur Deckung des Phosphatbedarfes. Mit 5-15 g Stickstoff in Form von Horngrieß oder Hornspänen sowie 10-15 g Kaliumoxid in Form von Kalimagnesia kann bei stark wüchsigen Stauden die Nährstoffversorgung ergänzt werden. Organische Stickstoffdünger werden im März/April und evtl. Juni/Juli ausgebracht. Ab August, spätestens September ist jegliche Düngung einzustellen, um ein gutes Ausreifen zu gewährleisten.
Zu Steingartenpflanzen und vielen Arten des Lebensbereiches Freifläche (z. B. Blaukissen, Katzenminze, Lavendel) sollte kein Kompost gegeben werden, um den Standort dieser trockenverträglichen, nässeempfindlichen Pflanzen nicht mit Wasser speicherndem Humus zu versorgen.
Stützen, Aufbinden
Eine ausgewogene Nährstoffversorgung wirkt sich positiv auf die Stabilität der Pflanzen aus. Trotzdem benötigen einige sehr hoch werdende Arten und solche mit stark gefüllten Blüten auf jeden Fall eine Stütze, um nicht von Regen und Wind niedergedrückt zu werden. Die Stützen aus Bambus, Holz oder Metall sind frühzeitig anzubringen und sollten möglichst unauffällig sein. Die Befestigung der Pflanzen erfolgt mit Bast, Schnur oder ummanteltem Draht. Wichtig ist dabei, dass die Bewegungsfreiheit nicht allzu stark eingeschränkt wird, da die Triebe bei starkem Wind sonst genau an der Bindestelle abknicken. Ein zu dichtes Zusammenbinden wirkt zudem unnatürlich und erhöht die Krankheitsanfälligkeit.
Verjüngung
Stauden weisen artspezifische Unterschiede in der Lebensdauer auf. Im Laufe der Jahre erschöpfen sie sich und vergreisen. Erkennbar ist dies, wenn die Blühfreudigkeit und Wuchsleistung nachlassen, große Horste von innen verkahlen, die Pflanzen auseinander fallen und anfälliger für Krankheiten werden. Um die Gewächse zu verjüngen, werden sie im Frühjahr mit der Grabgabel herausgenommen, mit Messer oder Spaten geteilt und kräftige Teilstücke neu aufgepflanzt.
Nach spätestens 3-5 Jahren werden verjüngt: Grasnelke, Wiesenmargerite, Gartenchrysantheme, Katzenminze, Skabiose, Akelei, Gemswurz, Trollblume, Roter Sonnenhut, Indianernessel, Wiesenraute, Moossteinbrech.
Nach ca. 7-9 Jahren werden verjüngt: Eisenhut, Herbstaster, Rittersporn, Feinstrahlaster, Flammenblume, Sonnenbraut, Knäuelglockenblume, Sonnenhut, Prachtscharte, Salbei, Astilbe, Tränendes Herz, Blauschwingel, Ehrenpreis. Zu den besonders langlebigen Stauden, die mehr als zehn Jahre ohne Verjüngung stehen können, zählen: Sonnenblume, Taglilie, Goldfelberich, Chinaschilf, Pfingstrose, Japan-Anemone, Geißbart, Bergenie, Funkie, Gedenkemein, Beinwell, Waldsteinie, Kugeldistel und Brandkraut. Bei diesen Arten kann es nach der Verjüngung 2-3 Jahre dauern, bis sie sich wieder einigermaßen entwickelt haben und ausreichend blühen.
Schnittmaßnahmen
Schnittmaßnahmen tragen bei zur Erhaltung und Verlängerung der Lebens- und Wuchskraft, Widerstandsfähigkeit, Schönheit sowie zur Wiederholung und Vermehrung des Blütenflors.
Auslichten: Ein gutes Staudenbeet sollte zwar so dicht bewachsen sein, dass man möglichst wenig Erde sieht, aber andererseits dürfen die Stauden sich nicht gegenseitig durchdringen und Nährstoffe, Licht, Luft und Wasser streitig machen. Die Verjüngung ist bereits eine Auslichtungsmaßnahme. Das regelmäßige Herausschneiden einzelner Triebe dicht über dem Boden fördert darüber hinaus die Luftzirkulation, Konkurrenzfähigkeit und Wüchsigkeit.
Förderung der Gesundheit: Das Entfernen beschädigter und kranker Triebe sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Häufige Krankheiten sind Mehltau, Grauschimmel sowie Rostpilze. Bei einigen Arten wird v. a. älteres Laub befallen. Ein Totalrückschnitt nach der Blüte führt hier zu einem vitalen Neuaustrieb. Notwendig ist diese Maßnahme z. B. bei der Knäuelglockenblume als Vorbeugung gegen den Glockenblumenrost sowie bei der Indianernessel gegen Mehltau.
Verlängerung der Blütezeit: Viele Stauden bilden ohne Schnitteingriffe eine Hauptblüte mit wenig Nachflor. Zudem wird viel Kraft in die Samenbildung investiert, so dass sich die Pflanze schnell erschöpfen würde. Regelmäßiges Ausschneiden von Verblühtem ist zwar zeitaufwändig, hat aber bei einigen Arten eine erhebliche Verlängerung der Blütezeit zur Folge. Beispiele hierfür sind: Bergflockenblume, Skabiose, Goldgarbe, Ochsenauge, Ehrenpreis, Taglilie, Sommermargerite, Roter Sonnenhut, Sonnenbraut und Sonnenauge. Bei den Massenblühern Mädchenauge, Kokardenblume und Spornblume wird neben der Blütezeit auch die Lebensdauer positiv beeinflusst.
Verhindern der Selbstaussaat: Die Samenbildung kostet der Mutterpflanze grundsätzlich Energie. Bei einigen Arten werden reichhaltig Samen gebildet, die sehr gut keimen. Die Nachkommen sind oftmals sehr vital und genetisch nicht mit der Ursprungspflanze identisch. Sie verdrängen dadurch andere Stauden und gefährden die Sortenechtheit. Ein rechtzeitiger Rückschnitt vor der Selbstaussaat ist wichtig bei: Prachtspiere, Kreuzkraut, Rasenschmiele, Goldrute, Heidenelke, Blutweiderich, Frauenmantel, Hornkraut, Rote Schafgarbe, Jakobsleiter und vor allem bei der Flammenblume und Dreimasterblume.
Remontierende Arten: Eine Besonderheit stellen die so genannten remontierenden Stauden dar. Bei ihnen kann durch einen Totalrückschnitt auf eine Handbreit über dem Boden ein zweiter Flor bewirkt werden. Der Rückschnitt sollte nach Möglichkeit bereits zum Zeitpunkt des Abblühens geschehen, spätestens jedoch unmittelbar nach dem vollständigen Verblühen. Anschließend wird gedüngt und in der Folgezeit gut gewässert. Je nach Art dauert es 4-7 Wochen bis zum Remontierflor. Zu dieser Gruppe von Stauden zählen: Rittersporn, Bunte Margerite, Kugeldistel, Feinstrahlaster, Brennende Liebe, Katzenminze, Sommersalbei, Trollblume, Sterndolde und verschiedene Storchschnabel-Arten.
Rückschnitt im Spätherbst: Die Stauden sollten nicht alle zum Winter hin zurückgeschnitten werden, nur um der Pflanzung ein sauberes und gepflegtes Aussehen zu verleihen. Viele Arten besitzen sehr attraktive Frucht- und Samenstände, die für Vögel, Insekten und sonstige Kleintiere eine wichtige Nahrungsquelle darstellen. Speziell mehrere Gräserarten wirken in der Winterzeit sehr dekorativ. Schöne Samen- bzw. Fruchtstände besitzen: Geißbart, Christophskraut, Schlangenkopf, Freilandgloxinie, Brandkraut und Ziest.
Winterschutz
Von wenigen empfindlichen Arten abgesehen benötigen die meisten Stauden unter normalen Bedingungen keinen Winterschutz. Ideal sind gleichmäßig tiefe Temperaturen, den besten Schutz stellt eine mäßig hohe, geschlossene Schneedecke dar. Problematisch sind nasse und schneefreie Winter, strenger Kahlfrost, viel Wintersonne und kalte austrocknende Winde. Immer- und wintergrüne Stauden werden am besten mit Reisig abgedeckt. Dies sollte aber erst spät erfolgen. Bei milder Witterung ist die Deckung wieder zu entfernen, um Verrottung und Fäulnis zu vermeiden. Stauden mit dichten Blattschöpfen wie Fackellilie, Palmlilie und große Büschelgräser wie das Pampasgras sollten locker zusammengebunden und rundherum mit einer starken Laubschütte versehen werden. Eine gute Laubabdeckung ist auch sinnvoll bei der Japanischen Anemone, der Sonnenblume und dem Pfahlrohr. Im Herbst neu gepflanzte Stauden sollten immer einen Winterschutz bekommen.