Richtiges Gießen
Richtiges Gießen im Garten
Reines Wasser wird immer kostbarer. Deshalb muss auch im Garten das Naturgut Wasser wie ein Schatz behütet werden. Durch pflanzengerechtes Gießen wird die Umwelt und der Geldbeutel geschont. Verantwortungsbewusste Gartenfreunde nutzen gesammeltes Regenwasser, bewässern bedarfsgerecht die Kulturpflanzen, vermeiden Wasserverluste und beschränken das Gießen auf ein Mindestmaß, ohne Ernte- und Qualitätseinbußen zu riskieren. Unsere Empfehlungen zeigen, wie im eigenen Garten sparsam und sinnvoll mit Wasser umgegangen werden kann.
Ohne Wasser kein Pflanzenwachstum
Pflanzen enthalten in der Regel zwischen 75 % und 95 % Wasser. Sie nehmen mit dem Wasser die notwendigen Nährstoffe zum Wachsen auf. Sämtliche Lebensvorgänge in den einzelnen Zellen sind auf Wasser angewiesen. Bei Wassermangel lässt der Druck im Zellinneren nach und die Pflanze welkt. Für die Produktion von 1 kg Tomaten verbraucht eine Pflanze im Durchschnitt über 50 l Wasser.
Möglichst selten, aber durchdringend gießen
Mit 1 l Wasser je m² wird eine etwa 1 cm dicke Bodenschicht durchfeuchtet. Weil sich die Hauptwurzelzone der meisten Gemüsepflanzen in einer Tiefe von 10 bis 30 cm befindet, muss eine normale Gießwassergabe mindestens 10 bis 20 l betragen. Nach hohen Wassergaben ist eine angemessene Gießpause einzuhalten. Entsprechend den jeweiligen Bodenverhältnisse ist zu beachten, dass sandige Böden 20 l und lehmige sogar bis zu 50 l Wasser je m² und 20 cm Schichthöhe speichern können. Zu hohe Wassergaben können Nährstoffe ins Grundwasser auswaschen. Bei zu geringer Gießmenge verdunstet das meiste Wasser an der Bodenoberfläche. Durch unzureichendes häufiges Gießen erzieht man die Pflanzen zu Flachwurzlern. Diese können dann auch kurze Trockenperioden meist nicht ohne Schaden überstehen. Bei sommerlicher Witterung hält folgende Wassermenge je m² für einen Gießtermin 4 bis 7 Tage vor: Saaten 5 l, Pflanzung 10-15 l, Normalgabe 20 l (bei schwerem ton- oder lehmhaltigen Boden 30 l).
Wasseraufnahmevermögen des Bodens beachten
Jeder Boden hat ein bestimmtes "Schluckvermögen". Wird der Grenzwert überschritten, kommt es zu Sickerwasserbildung und Oberflächenabfluss. Weil Böden je nach Art und Feuchtigkeit nur begrenzte Mengen an Wasser aufnehmen und in tiefere Schichten weiterleiten können, müssen mehrmals hintereinander kleinere Mengen ausgebracht werden. Die Aufnahmefähigkeit von pulvertrockenem Boden ist besonders gering. Spätestens 3 Stunden nach dem Gießvorgang lässt sich mit einem Spaten prüfen, ob die Wurzelzone in 20 cm Tiefe durchfeuchtet ist.
Gute Böden helfen Wasser sparen
Weil mittelschwere Böden am besten Wasser speichern, sollte bei intensiv genutzten Gartenbeeten den Sandböden Lehm und den Tonböden Sand untergemengt werden. Auch mit zunehmendem Humusgehalt steigt diese Fähigkeit des Bodens, welche mit Kompost, Gründüngung oder der Einarbeitung von Ernterückständen laufend verbessert werden kann. Die für die Pflanze nutzbare Speicherfähigkeit der Böden beträgt zum Winterausgang je m² und 1 m Schichthöhe bei Sand 50-100 l, bei Ton 100-150 l und bei Lehm 150-250 l Wasser. Sobald im Sommer die tieferen Bodenschichten ihre Feuchtigkeit abgegeben haben, ist der Wasserhaushalt in den oberen 20 cm für ein ungestörtes Pflanzenwachstum besonders wichtig.
Speicherfähigkeit der Oberbodenkrume
Der Anteil des pflanzenverfügbaren Wassers in den oberen 20 cm beträgt bei Sand 10-20 l, bei lehmigem Sand 30 l, bei sandigem Lehm 40 l und bei Lehmboden 50 l Wasser je m². Beim Gießen mit der Hand oder bei mechanischer Beregnung ist darauf Rücksicht zu nehmen. Auch sollte man den Boden nicht vollständig austrocknen lassen, weil eine je nach Bodenart unterschiedliche Restmenge des gespeicherten Wassers von den Pflanzen nicht genutzt werden kann.
Wann ist die Wasserversorgung besonders wichtig?
In der Hauptwachstumsphase (Juli/August) verbrauchen Kulturen, wenn sie Kniehöhe erreicht haben, täglich etwa 3 bis 5 l je m². Man gießt, je nach Witterung, ein- in Ausnahmefällen bis zweimal in der Woche. Wenn Gemüse Knollen, Wurzeln oder Blüten ansetzen, ist der Wasserbedarf am größten. Deshalb muss am meisten gegossen werden bei:
Aussaaten und Setzlinge sind auf Wasser besonders angewiesen
Durch Trockenheit kommt es zu Keimstörungen. In verschlämmten Böden ersticken die Keimlinge oder verlieren durch spätere Trockenrisse die Verbindung mit der Erde. Deshalb empfiehlt es sich, am Vortag der Aussaat die Beete gründlich zu gießen. Nach der Saatbettvorbereitung und dem Säen wird die Fläche angedrückt, damit durch den Bodenschluss Feuchtigkeit von unten nach oben transportiert wird. Nach der Aussaat sind die Beete leicht zu befeuchten und mit lockerem Jutegewebe oder Vlies abzudecken. Vor Pflanzungen verfährt man ähnlich. Die Setzlinge werden stets einzeln angegossen, damit die Wurzeln einen lückenlosen Kontakt mit der Erde haben. Mit Wasser knapp gehaltene Jungpflanzen entwickeln ein besseres Wurzelwerk als überreichlich gegossene. Vor Aussaaten und Pflanzungen im Frühjahr sollte man den Boden nicht umgraben, weil sonst die gespeicherte Winterfeuchtigkeit rasch verloren geht.
Zum Gießen den kühlen Morgen nutzen
Abendliches Gießen lockt Schnecken an. Der warme Boden fördert die Verdunstungsverluste und das kalte Wasser schockt die erhitzten Pflanzen. Feuchte Blätter, die nicht mehr abtrocknen können, sind durch Pilzkrankheiten und Fäulniserreger besonders gefährdet.
Hacken und Mulchen hilft beim Wassersparen
Durch starke Regenfälle oder kräftiges Gießen wird die feine Krümelstruktur der Bodenoberfläche zerstört. Das Erdreich verschlämmt. In solchen oberflächlich verkrusteten Böden bildet sich ein feines Röhrensystem aus Kapillaren, in denen das Wasser aus tieferen Bodenschichten aufsteigt und verdampft. Bei heißem, windigem Wetter können pro m² bis über 6 l täglich verdunsten. Oberflächliches Hacken schafft eine dünne Schicht aus gröberen Bodenkrümeln, die nur wenig Kontaktflächen untereinander haben und deshalb wie eine Dampfsperre wirken. Die Unterbrechung des Röhrensystems verhindert sehr wirkungsvoll übermäßige Verdunstungsverluste. Mit der durch dichten Pflanzenbewuchs geförderten Schattengare des Bodens, wird auch ein starkes Austrocknen verhindert. Weil viele Kulturpflanzen die Konkurrenz von Wildkräutern nicht vertragen, kann man den Boden mit abgestorbenem Pflanzenmaterial bedecken. Eine solche Mulchschicht aus Rasenschnitt, Laub oder gehäckseltem Stroh verringert die Wasserverluste der im Röhrensystem aufsteigenden Bodenwasserreserven. Auch unter einer sparsamen Mulchschicht bleibt die Bodenfeuchtigkeit gleichmäßig erhalten. Sie soll so dünn sein, dass der Boden gerade ausreichend schattiert wird und die Schnecken fern bleiben.
Die häufigsten Fehler beim Gießen
Es wird im Frühjahr und Herbst zu viel, im Sommer zu wenig gegossen.
Der bequeme Spritzschlauch wird meist gedankenlos zur oberflächlichen Bewässerung eingesetzt.
Anstatt morgens wird meistens erst nach Erledigung der Berufsarbeit am Abend gegossen.
Es wird zu wenig beachtet, dass der Boden feucht aber die Blätter trocken sein müssen.
Flächendeckendes Wässern wird bevorzugt, obwohl es erst angebracht ist, wenn sich die Pflanzen gegenseitig berühren (Bestandsschluss).
Anstatt nur die Pflanzenflächen zu gießen, wird darüber hinaus Wasser großzügig zum Befeuchten von Plattenwegen und anderen Garteneinrichtungen vergeudet.
Die Wassereinsparmöglichkeit bei der Verwendung einer Gießkanne wird zu wenig genutzt, weil man den Wert des Wassers nicht in den Armen spüren will.
Die kleine Mühe des oberflächlichen Hackens wird von vielen Gartenfreunden gescheut und die Vorteile des Mulchens werden meist aus unbegründeten ästhetischen überlegungen abgelehnt.